Grabstein für Albert Schäfer auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim

Der jüngste Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim wurde 1941 für Albert Schäfer (1878-1941) errichtet. Schäfer war Kaufmann und führte ein Geschäft für Modewaren, Damenkonfektion und Aussteuern in Tübingen, gemeinsam mit seinem Schwager Jakob Oppenheim. Das Geschäft firmierte unter dem Namen „Eduard Degginger-Nachfolger“. Die Geschäftsräume befanden sich in der Neuen Straße 1. Das Konfektionshaus Degginger war bis mindestens 1933 marktführend in Tübingen. Dann litten die Geschäfte unter Boykottaufrufen der NSDAP und insbesondere der SA. Am Morgen nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Albert Schäfer verhaftet. Polizeiorgane brachten ihn in das Konzentrationslager Dachau. Daraus wurde er Ende November entlassen unter der Auflage, Deutschland sofort zu verlassen. Im Januar 1939 wurde Schäfers Geschäft “arisiert”: Mit massiver Hilfe staatlicher Stellen erwarb der Tübinger NSDAP-Stadtrat Karl Haidt das Konfektionshaus. Schäfer starb am 4. Mai 1941 an den Folgen von physischen und psychischen Verletzungen seiner Haft im KZ Dachau. Da die jüdische Gemeinde bereits aufgelöst war, wurde der Verstorbene im Beisein seiner Frau und weniger verbliebener Freunde bestattet. Beide Töchter waren schon zuvor aus Deutschland geflüchtet.

 

 

Autor: Wolfgang Sannwald

Foto: Wolfgang Sannwald, 2021

 

 

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