Deportiert und ermordet: Wilhelmine Mayer, geborene Weil

Wilhelmine Mayer wurde am 24. August 1877 in Tübingen geboren. Das Geburtenbuch des Standesamts Tübingen nennt als Vater den Bankier Friedrich Weil, als Mutter Sofie Weil, geborene Mayer. Beide waren israelitischer Religion.
Wilhelmine heiratete am 1. April 1899 in Tübingen den Kaufmann Josef Mayer. Aus dem Heiratsbuch geht hervor, dass Wilhelmine bereits zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit den Kurznamen „Mina“, später „Minna“ führte.
Im Geburtenregister nahm der Tübinger Standesbeamte am 15. November 1938 einen Nachtrag vor: „Die nebenbezeichnete Wilhelmine Weil nun verehelichte Mayer hat zusätzlich den weiteren Vornamen „Sara“ angenommen.“ Zu dieser Namensänderung verpflichtete sie das deutsche Namensrecht seit 1938. Deutsche Juden sollten schon anhand ihres Vornamens als Juden erkennbar sein. Das war eine Maßnahme zur Ausgrenzung der als jüdisch definierten Menschen, der später die sichtbare Ausgrenzung durch den „Judenstern“ folgen sollte. Diejenigen, die bis dahin andere Vornamen getragen hatten, mussten zusätzlich Israel bzw. Sara als Vornamen führen.
Laut Lilli Zapfs Erhebungen verstarb Wilhelmine Mayers Ehemann bereits am 7. Dezember 1901 in Mainz. Wilhelmine (Mina) Mayer lebte bis 1923 in Mainz und zog dann nach Tübingen zur Mutter Sofie Weil, zunächst in die Grabenstraße 1, dann in die Nauklerstraße 31. Von dort aus zog sie nach Mainz in die Rheinstraße 79.
Auf der Namensliste des Deportations-Transports XVII/1 von Mainz nach Theresienstadt ist „Minna“ Mayer mit der laufenden Nummer 662 eingetragen. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation wohnte sie in der Gonsenheimerstraße 11. Vermutlich war sie in diesem israelitischen Krankenhaus und Altersheim mit ihrer Mutter Sofie Weil zusammen. Mit dieser wurde sie gemeinsam deportiert. Der Transport XVII/1 fuhr am 27. September 1942 von Darmstadt ab und kam am Folgetag, dem 28. September 1942 im Ghetto Theresienstadt an.
Laut Todesfallanzeige des „Ältestenrats“ des „Ghetto Theresienstadt“, Sterbematrikel 14.047, starb Wilhelmine Mayer am 7. Dezember 1942. Minas Wohnadresse in Theresienstadt war das Gebäude L 524, als Todesort wird das Gebäude L 514 genannt. In der Todesfallanzeige steht „Darmkatarrh“ als Todesursache. Das weist auf die Infektionskrankheit Ruhr hin, die damals im Lager grassierte.

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