Sanierung von Grabsteinen auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim

In seiner Sitzung am 27. April 2022 befasste sich der Ausschuss für Soziales und Kultur des Landkreises Tübingen mit Sanierungsarbeiten auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim. Der Ausschuss empfahl einstimmig, die Sanierungsarbeiten mit insgesamt 15.000 Euro aufgeteilt auf die Jahre 2022 bis 2024 zu fördern. Der Jüdische Friedhof Wankheim ist einerseits ein Friedhof, andererseits ein Kulturdenkmal. Das Land Baden-Württemberg hat durch Gesetz vom 10. März 2020 (14/6028) dem Vertrag des Landes Baden-Württemberg mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs vom 19. Januar 2010 zugestimmt. In Artikel 8 geht es um die Jüdischen Friedhöfe. In Satz 3 bekennt sich das Land zu seiner „Mitverantwortung für die Erhaltung und Pflege der verwaisten jüdischen Friedhöfe“. Insofern ist die Erhaltung der Jüdischen Friedhöfe nicht nur Aufgabe der Eigentümer (nämlich der Religionsgemeinschaften), sondern auch des Landes. Der Jüdische Friedhof Wankheim ist im Besitz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW).  Auf diesem Friedhof sind zahlreiche Grabdenkmale in sanierungsbedürftigem Zustand, das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg hat den Sanierungsbedarf ermittelt.  Seit Jahren verhandeln Kommunen der Region und das Landesamt für Denkmalpflege über die Finanzierung und Trägerschaft entsprechender Sanierungsarbeiten. Aufgrund des Vertrages der IRGW mit dem Land ist die Aufgabe, sich um das Sanierungsvorhaben zu kümmern, primär eine Aufgabe des Landes. Die von dem Verbandsfriedhof betroffenen Kommunen und der Landkreis Tübingen haben ihrerseits vorbehaltlich entsprechender Gremienbeschlüsse die Absicht geäußert, das Land bei der Erhaltung der Kulturdenkmale im Rahmen ihrer Freiwilligkeitsleistungen zu unterstützen. Landrat Joachim Walter hat am 1.4.2021 mit der IRGW als Eigentümerin des Friedhofs die Thematik grundlegend besprochen. Die IRGW hat mit Schreiben vom 14.4.2021 Maßnahmen zur Sanierung von Grabsteinen auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim im Sinne der Erhaltung von Kulturdenkmalen prinzipiell zugestimmt. Die IRGW erklärte sich weiterhin dazu bereit, einen Vertrag mit einem Träger zur Durchführung der Sanierungsarbeiten abzuschließen. Der Förderverein für jüdische Kultur in Tübingen e.V. hat die Bauträgerschaft für einen Zeitraum von 10 Jahren übernommen und die Projektleitung und -durchführung einer Fachfirma aus Stuttgart übertragen. Am 16.6.2021 lud Landrat Walter den Verein und die interessierten Kommunen zu einer Online-Besprechung ein.  Dabei erklärten stellvertretend für das Land Baden-Württemberg die Denkmalschutzbehörde, die Vertretung des Innenministeriums, die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, interessierte Kommunen und der Förderverein für Jüdische Kultur Tübingen e.V. ihre Absicht zur anteiligen Finanzierung der Sanierung. Dabei ist einerseits das bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins zu betonen. Andererseits engagiert sich auch die kommunale Familie mit 25 Prozent an den Kosten von insgesamt etwa 300.000 Euro. In der Sitzung betonte Landrat Walter, dass der Jüdische Friedhof ein „wichtiger, authentischer Ort“ sei. Der Kusterdinger Bürgermeister Jürgen Soltau ist selbst für die FWV-Fraktion Mitglied des Kreistags. Er freute sich, dass die Gemeinde nun mit dem Landkreis einen weiteren Mitstreiter für den Erhalt des Friedhofs erhalte. Ruth Setzler von den Grünen begrüßte die „dringend notwendige“ Sanierung des besonderen Ortes. Daniela Harsch von der SPD-Fraktion zeigte sich „froh“, dass die Sanierung nun auf dem Weg sei und erklärte, dass die Stadt Tübingen auch den Finanzierungsanteil der Stadt Reutlingen mittragen werde. Eugen Höschele von der CDU-Fraktion dankte insbesondere der Gemeinde Kusterdingen für deren langjähriges Engagement und stimmte für seine Fraktion der Vorlage zu, „da kann man auch gar nicht anders“. Markus Vogt von Der Partei war „auch dafür, dass das gemacht wird“. Dietmar Schöning von der FDP erinnerte daran, dass bei diesem Thema, das eigentlich eines des Landes sei, doch die Gemeinderäte „im Feuer der interessierten Öffentlichkeit“ stünden. Er dankte dafür, dass die „schwierige Verknüpfung“ aller Beteiligten und ihrer Interessen gelungen sei.

Loading

Related posts