Gestapo in Tübingen

Autor: Jerome Seibert

Im Gebäude Münzgasse 13 in Tübingen koordinierten Polizeibeamte die Deportation von Jüdinnen und Juden vor Ort.

Die wenigste wissen, dass hier spätestens ab 1936 die Tübinger Außenstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) untergebracht war. Die Gestapo war eine politische Polizei im Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945. Zu ihren Aufgaben gehörte die Verfolgung politischer Gegner, wozu sie auch Minderheiten wie Juden, Sinti und Roma oder Homosexuelle zählten. Dabei profitierte die Gestapo von Denunziationen und wendete systematisch Einschüchterung, Erpressung und Folter als Methoden an. Das sind verbrecherische Methoden. Alliierte Militärrichter stuften die Gestapo nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verbrecherische Organisation ein.

Die Tübinger Außenstelle war eine von insgesamt sieben Außenstellen in Württemberg und Hohenzollern. Sie existierte ab 1933, zog um 1936 in die Münzgasse 13, in der auch die Polizeidirektion untergebracht war. Die vier Gestapobeamten hatten die Landkreise Tübingen und Reutlingen als Zuständigkeitsgebiet. Dort gingen sie gegen die politischen Gegner des NS-Regimes und „Arbeitsscheue“ mithilfe von Überwachung, Hausdurchsuchungen, Verhören und Verhaftungen vor. Insbesondere die jüdische Gemeinschaft wurde durchgehend überwacht und ihre Mitglieder beständig bedroht und eingeschüchtert. Beamte im Gebäude Münzgasse 13 organisierten auch die Deportation der Tübinger Jüdinnen und Juden. Die Transportliste unterschrieb der Tübinger Kriminalobersekretär Christian Wendnagel.

Die Tübinger Außenstelle organisierte weiterhin die innerdeutsche Deportation Tübinger Juden; es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sie auch an Deportationen nach Ausschwitz oder Theresienstadt beteiligt war. Ihre ehemaligen Leiter Wilhelm Harster und Herbert Kappler aber machten später Dabei organisierten sie die Deportation italienischer Juden und waren direkt beteiligt an Massakern.

1943 wurde die Außenstelle Tübingen aufgelöst und ihre Beamten zu anderen Dienststellen versetzt.

 

Quellen: Ruckenbiel, Jan 2003: Soziale Kontrolle im NS-Regime. Protest, Denunziation und Verfolgung. Zur Praxis alltäglicher Unterdrückung im Wechselspiel von Bevölkerung und Gestapo. Universität Köln.

Brüggemann, Sigrid; Bauz, Ingrid; Maier, Roland (Hrsg.) 2013: Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern. Schmetterling Verlag.

Foto: Linda Kreuzer

 

 

 

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