Dußlingen, Heimatmuseum

Einblicke in das Heimatmuseum Dusslingen: Eine Singer-Nähmaschine, bedruckte Getreidesäcke an der Wand. Foto: Wolfgang Sannwald, 19.9.2016

Kontaktadresse: Rathausplatz 1,72144 Dußlingen

Ansprechpartnerin: Silke Hornung

Tel.: 07072/9299-23

E-Mail: SHornung@dusslingen.de

 

 

Das Dußlinger Heimatmuseum

Das Heimatmuseum Dußlingen ist ein richtiges Heimatmuseum. Die Gemeinde hat dafür Räume im alten Schul- und Rathaus bereitgestellt. Wenn Gemeindeverwaltungen in Neubauten umziehen, stellen sie die ausgeräumten Gebäude gerne für derartige kulturelle Zwecke bereit. Das überträgt symbolisch die Tradition des Jahrhunderte langen Verwaltungsmittelpunkts auf die dorthin nachrückende Traditionspflege. Beides spielt eine erhebliche Rolle für die kollektive Identifikation vor Ort. Es ist symptomatisch, dass außer dem Heimatmuseum auch einige Vereine wie der Schwäbische Albverein oder der Trachtenverein Platz in dem Gebäude gefunden haben.

Ein Kreis Ehrenamtlicher hat in zwei ehemaligen Schulstuben ausgestellt, was sie selbst und andere vor ihnen zusammengetragen haben. Das Flair der Räume mit ihren gusseisernen Säulen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hilft beim gedanklichen Sprung in die Zeiten, aus denen die meisten der Objekte stammen. Die Sammlung, die die Gemeinde Jahrzehnte lang in der ehemaligen Brauereigaststätte „Steinlachburg“ oder in einem aufgelassenen Hühnerstall der „Henry-Farm“ zwischengelagert hatte, ist seit 2016 gut untergebracht und gleichzeitig zugänglich.

Das Charmante an dieser Art von Heimatmuseum ist der Zufall, der sie geformt hat. In ihnen vereinen sich Gegenstände, die Sammler*innen über ein halbes Jahrhundert hinweg als Sammelns Wert definierten. Sie sind nun in offenen Schränken und an Wänden verwahrt und gleichzeitig präsentiert. Manches haben die Ausstellungsmacher*innen in Vitrinen hinter Glas gelegt, nicht weil sie materielle Werte verwahren mussten, sondern weil sie das Überkommene unbeschädigt in die Zukunft bringen wollen.

Was sie ausstellten, ist zuallererst eine Sammlung: An den Wänden hängen bräunliche Fotos, alte Säcke mit Namenszügen und Berufsangaben etwa eines Korbmachers. Dazwischen erklärt eine metallene Tafel, zu welchem Militärbezirk das Dorf gehörte. Weiter: Eine Singer-Nähmaschine, ausgelatschte Laufschuhe des Arbeitersports, eine Schusterwerkstatt, ein Bierkrug mit Zinndeckel, Bilder des Heimatmalers Josef Fröhlich, Schnittmuster für die Dußlinger Tracht von Schwester Sofie, emaillierte Milchkannen, Mehlschöpfer, Hoffmann Stärke, Henkel´s Wasch- und Bleichsoda, eine Kaffeemühle, kupferne Kessel. Die Ausstellungsmacher*innen bemühten sich bei der Ausstellung um eine thematische Sortierung, stellten beispielsweise Kirchengeräte und einen Talar zusammen, arrangierten Kulturgegenstände des Alltags wie Küchengeräte, Handwerkerutensilien, gaben manchem aber einfach dort Raum, wo noch Platz war.

So ist in Dußlingen ein Heimatmuseum jenes Typs zu sehen, der an sich schon ein Ausstellungsobjekt ganz eigener Art ist. Es ist der Typus des traditionellen Heimatmuseums und seiner Macher*innen. Es geht darin um Sammeln und Zeigen pur und um ein Bewusstsein darüber, zur Identifikation des eigenen Dorfes und dem, was daran heimatlich ist, beizutragen.

 

Autor: Wolfgang Sannwald