Mayer, Wilhelmine (geb. Weil) 

Wilhelmine Weil wurde am 24. August 1877 in Tübingen geboren. Ihre Eltern waren der Bankier Friedrich Weil und dessen Frau Sofie, geborene Mayer. Beide waren israelitischer Religion. [1] Wilhelmine Weil heiratete am 1. April 1899 in Tübingen Josef Mayer. Mayer wird als Kaufmann bezeichnet. Er war am 6. Juli 1866 in Mainz geboren worden und der Sohn des Kaufmanns Moses (II.) und der Karoline Mayer. Aus dem Heiratsbuch geht hervor, dass Wilhelmine bereits zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit den Kurznamen „Mina“, später „Minna“ führte. Darin ist „Wilhelmine (Mina) Weil“ eingetragen und sie unterschrieb als „Mina“ Mayer. [2] Wilhelmine Mayers Mann Josef starb am 7. Dezember 1901 in Mainz. Die Wohnadresse von ihm und seiner Frau war der Fischthorplatz 20. [3]

Wilhelmine Mayer zog 1923 zurück nach Tübingen und hielt sich seit dem 15. Februar 1923 bei ihrer Mutter Sofie Weil auf. [4] Sofie Weil, Bankdirektors Witwe, wohnte zunächst im 1. Stock der Grabenstraße 1 in Tübingen und zog am 15. September 1930 in den 2. Stock des Gebäudes Nauklerstraße 31 in Tübingen um. [5] Die Tochter machte den Wohnungswechsel mit. In den Adressbüchern ist die Tochter als Mina Mayer-Weil, Bankierswitwe, bezeichnet. [6] Nach dem Tod von Friedrich Weil hatte dessen Sohn Karl Weil, Wilhelmines Bruder, das Bankgeschäft weitergeführt. Er unterstützte seine Mutter Sofie finanziell. Am 10. Oktober 1935 wurde Karl Weil wegen Verdachts eines Devisenverbrechens verhaftet und im Jahr darauf zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. [7]

Etwa einen Monat nach der Verurteilung von Karl Weil, am 16. November 1935, zogen seine Mutter Sofie und seine Schwester Wilhelmine nach Mainz in die Rheinstraße 79 um. [35] Das dortige Haus war im Besitz von Sofie Weil. [7] In Mainz waren beide Frauen Mitglied der Jüdischen Kultusvereinigung, die Mutter Sofie hatte als Adresse noch die Rheinstraße 79, die Tochter Mina das Altersheim in der Breidenbacherstrasse 25. [8] Im Februar 1942 ist Mina die Bemerkung „Beinleiden“ zugeordnet, ihrer Mutter Sofie die Bemerkung „fast erblindet“. Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt im 1. Stock des Gebäudes Rheinstraße 79, wo sie ein Zimmer, eine Küche und ein Bad zur Verfügung hatten. Auf dem Stockwerk waren zu diesem Zeitpunkt 10 weitere Jüdinnen und Juden einquartiert. [9] In einer Liste der jüdischen Personen in Mainz, die älter als 90 Jahre waren vom 14. September 1942 ist Sofie Weil genannt, als Adresse ist ihr die Gonsenheimerstr. 11 zugeordnet. In einer Anmerkung hieß es: „Die Weil ist mit ihrer Tochter für Theresienstadt eingeteilt.“ [10]

In einem Verzeichnis der Staatspolizeileitstelle Darmstadt vom 27. September 1942 mit dem Titel „Wohnsitzverlegung nach Theresienstadt. Namentliches Verzeichnis“ sind Minna Mayer geborene Weil mit der laufenden Nummer 662 und ihre Mutter Sofie Weil geborene Mayer mit der laufenden Nummer 804 genannt. Beider Adresse war die Gonsenheimerstraße 11. [11] In der Gonsenheimerstraße 11 in Mainz befand sich ein israelitisches Altersheim. [12] Der Transportzug Da 520 fuhr am 27. September 1942 von Darmstadt ab und kam am Folgetag, dem 28. September 1942 im Bahnhof Bauschowitz bei Theresienstadt an. Er bestand aus Personenwagen der Dritten Klasse. Der „Ältestenrat“, die jüdische „Selbstverwaltung“ des „Ghettos“ Theresienstadt, listete 1287 Ankommende auf. Der Transport wurde im Ghetto unter der Nummer XVII/1 registriert. [13] Aus dem „Ghetto Theresienstadt“ ist die Todesfallanzeige für Minna Mayer überliefert. Als letzter Wohnort wird die Breidenbachstraße 25 in Mainz genannt. Ihr war als Wohnort in Theresienstadt das Gebäude L 524 zugewiesen. Sie starb am 7. Dezember 1942 im Gebäude L 514. Als Todesursache werden Herzschwäche und Darmkatarrh genannt. [14] Das weist auf die Infektionskrankheit Ruhr hin, die damals im Lager grassierte. Eine Karteikarte der Ghettoverwaltung bestätigt die Kremierung der Leiche von „Mayerova Minna“. [15] Das Sonderstandesamt Arolsen übermittelte den Todestag 7. Dezember 1942 nach Kriegsende an das Standesamt Tübingen. [1]

Urheber (Zitierregel): Kreisarchiv Tübingen, Gedenkbuch, 8.9.2023

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