Löwenstein, Siegfried

Siegfried Löwenstein wurde am 23. April 1913 in der Tübinger Frauenklinik geboren. Seine Eltern waren Julius Löwenstein und dessen Frau Jutte, geborene Weil. Die Eltern waren israelitischer Religion, sie wohnten in Rexingen, heute ein Ortsteil der Stadt Horb, Landkreis Freudenstadt. Der Vater wird als Viehhändler bezeichnet. [1] Siegfried Löwenstein hielt sich 1942 in der Gemeinde Hummelo en Keppel in der niederländischen Provinz Gelderland auf. Der Ort gehört heute zur Gemeinde Bronkhorst. In Hummelo en Keppel heiratete Siegfried Löwenstein am 21. Juli 1942 Else David. Siegfried Löwenstein war damals 29 Jahre alt und wurde als Gärtner bezeichnet. Else David war am 27. Oktober 1908 in Köln geboren, demnach 33 Jahre alt und ohne Beruf. Ihr Vater war Sigmund David, ihre Mutter Johanna, geborene Heumann. Beide Brautleute galten als „staatenlos“. [2]

Im niederländischen Nationalarchiv sind zwei Karteikarten des Judenrats in Amsterdam für Siegfried Löwenstein erhalten. Als seine Adresse ist der Rijkstraatweg B 49 in Laag-Keppel angegeben. Auf der Karte ist eingetragen, dass Siegfried Löwenstein ein Diplom der Landbau-Winterschule Beverwijk hatte. [3] [4] In Keppel gab es damals einen Kibbuz mit dem Status eines Hakhshara-Zentrums (hakhshara, hebräisch = “Vorbereitung”). Wer die dortige Ausbildung abschloss, durfte anschließend in das britische Mandatsgebiet Palästina zuwandern. [5]

Als kaufmännischer Angestellter in der Getreidebranche war Siegfried Löwenstein in den Niederlanden zunächst „gesperrt“. Das bedeutet, dass ihn die Behörden vorläufig von der Deportation zurückgestellt hatten. Angaben zur späteren Deportation lassen sich ebenfalls aus den Einträgen auf der Karteikarte schließen: „3.7.43 wstbk“ weist auf das Deportationslager Westerbork hin. [3] [4] Allerdings ist in einem alphabetischen Verzeichnis aus der Nachkriegszeit der 31. August 1942 als Deportationsdatum angegeben. [6] Am 26. April 1951 trug der Standesbeamte der Gemeinde Hummelo und Keppel auf Anordnung des niederländischen Justizministeriums nachträglich in das Sterbebuch ein, dass Siegfried Löwenstein am 31. März 1944 in der Gegend von Oswiecim in Polen verstorben sei. [7] Oswiecim ist die polnische Bezeichnung des Ortes Auschwitz.

Urheber: Kreisarchiv Tübingen, 8.9.2023

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