Universität Tübingen behält ihren Namen

Autor: Jerome Seibert

Am vergangenen Donnerstag, den 21. Juli, hat der Senat der Eberhard Karls Universität Tübingen entschieden, dass sie ihren bisherigen Namen behalten wird. Der Entscheidung des Gremiums war eine intensive mehrjährige Diskussion vorausgegangen, die 2019 durch die Forderung des Studierendenrates nach einer Umbenennung in Universität Tübingen an Fahrt gewonnen hatte.

Stein des Anstoßes der Debatte sind Regierungshandeln und Persönlichkeit der beiden Namenspatronen der Universität Graf Eberhard und Herzog Karl Eugen von Württemberg. Graf Eberhard gründete die Universität 1477 und ließ im Zuge dessen die jüdische Bevölkerung Tübingens vertreiben. Aufgrund seiner judenfeindlichen Haltung und Handlungen betrachten ihn die Befürwortenden einer Umbenennung daher als ungeeigneten Namensgeber der Universität. Herzog Karl Eugen, der der Universität 1769 ihren bis heute gültigen Namen verlieh, beteiligte sich am Soldatenhandel und gilt vielen als Negativbeispiel eines absolutistischen Herrschers, weswegen er ebenfalls als ungeeignet kritisiert wird.

Um zur Entscheidungsfindung beizutragen, hatte die Universität ein historisches Gutachten zu den beiden Namensgebern in Auftrag gegeben und eine öffentliche Podiumsdiskussion organisiert.

In seiner öffentlichen Sitzung stimmte der Senat nach zweistündiger Debatte bei zwei Enthaltungen mit 16 zu 15 Stimmen gegen den Antrag auf eine Umbenennung. Für einen erfolgreichen Antrag wäre eine Zweidrittelmehrheit von 22 Stimmen nötig gewesen.

Der scheidende Rektor, Bernd Engler, bedankte sich in einer Pressemeldung der Universität für eine konstruktive und sachliche Debatte und bat „alle Angehörigen der Universität Tübingen, aber auch alle Menschen, die der Hochschule seit langem verbunden sind, die nun getroffene Entscheidung zu respektieren.“ Er betonte weiterhin, dass die Universität ihre beiden Namensgeber zu keinem Zeitpunkt unkritisch gewürdigt habe und kündigte an, dass sich die Universität in Zukunft intensiver mit ihrer eigenen Geschichte sowie der Geschichte jüdischen Lebens in Südwestdeutschland befassen werde.

Quelle:

Pressemitteilung: Name Eberhard Karls Universität Tübingen bleibt | Universität Tübingen (uni-tuebingen.de)

Foto: Jerome Seibert

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