Ausstellung „Rooted Memories. Erinnern mit Holz vom Jüdischen Friedhof“

Bild zeigt zwei Männer beim Künstlergespräch im Großen Sitzungssaal des Landratsamts Tübingen.

Zum mahnenden Gedenken an die Reichspogromnacht vor 84 Jahren (9./10. November) eröffnete das Landratsamt Tübingen in Kooperation mit dem Tübinger Künstler Felix Votteler die Ausstellung „Rooted Memories. Erinnern mit Holz vom Jüdischen Friedhof“. Bis zum 10. Februar 2023 ist eine Trilogie von Holzobjekten als Sinnbild für den Zyklus Geburt, Leben und Tod zu sehen. Der Künstler hat diese aus einer etwa 150 Jahre alten Esche vom Jüdischen Friedhof Wankheim gefertigt. Die dortigen Sanierungsmaßnahmen fördert der Landkreis Tübingen, der sich mit der Ausstellung ein weiteres Mal zur Erinnerungskultur bekennt.

In einem Gespräch im Großen Sitzungssaal stellten Kreisarchivar Dr. Wolfgang Sannwald und Felix Votteler am 8. November 2022 Entstehung und Konzept und der gemeinsamen Ausstellung vor. Angefangen hatte alles mit einer Anfrage bei der Stadt Tübingen nach gefällten Bäumen. Diese Anfrage landete schließlich im Landratsamt bei Dr. Wolfgang Sannwald. Für Sannwald hatten die Bäume vom Jüdischen Friedhof „von Anfang an eine erinnerungskulturelle Dimension“. Er vermittelte das Holz und das Projekt wurde geboren.

Votteler überlegte lange, wie er mit dem Thema „jüdische Kultur“ umgehen sollte. Er kam zu dem Entschluss sich mit dem Thema „Friedhof“ zu befassen, „der eigentlich Ort des Todes ist, der aber auch für das Leben steht. Wenn ein Friedhof richtig benutzt wird, feiert er das Leben der Leute, die dort liegen“ so der Künstler.

Sannwald thematisierte mit Votteler auch den frühen Bezug zur Kunst. Der 1988 geborene Künstler wuchs in Kassel auf und besucht seit seiner Kindheit die weltweit bedeutsame Ausstellungsserie documenta. Auch sein Fachabitur legte Votteler im Fach Kunst ab.

Sein konzeptioneller Ansatz, Teile von Bäumen und ihrer Geschichten erhalten zu wollen, entstand, als Bäume an der Steinlach gefällt wurden. „Alte, große Bäume stehen oft Jahrhunderte. Alten Bäumen sieht man viel an. Eine rein thermische Verwertung ist da schade“, erklärte Votteler. Die Hauptarbeit an seinen Werken sei das Drechseln gewesen. Am zweiten Teil der Serie, der für das Leben stehenden Vase, habe er fünf Tage an der Drechselbank gestanden. Aus dem ursprünglichen 80 Kilogramm schweren Holzstück wurde ein 2,5 Kilogramm leichtes Objekt, von dem der Rest als Späne abfiel.

Der ebenfalls in Kooperation entstandene Titel der Ausstellung benötigte wie die Bearbeitung des Holzes Zeit. „Wichtig, war es einen Titel zu haben, der Geschichte vom Baum, vom Ort und auch von mir beinhaltet“, sagte Votteler. „Wir haben sehr lange herumüberlegt“, betonte auch Sannwald und wies auf die Doppelbedeutung des englischen „rooted“ hin: „Es spielt in der Wissenschaft eine große Rolle, aber steht auch für das Verwurzelte des Baumes“.

Weitere Informationen zur Ausstellung

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