Das KZ-Außenlager auf dem heutigen US-Airfield

Autorin: Linda Kreuzer

Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass betrieb im Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg mehr als 50 Außenlager. Eines dieser Außenlager befand sich von November 1944 bis Januar 1945 auf dem Gebiet des Stuttgarter Flughafens.  Ihre Unterkunft befand sich in dem heute noch bestehenden Hangar unmittelbar nördlich der heutigen Gedenkstätte. In dem Betriebsgebäude standen Stockbetten.Der Großteil der ins KZ Struthof Deportierten, etwa 35.000, wurden auf diese Außenlager verteilt. Eines davon war das KZ-Außenlager Echterdingen-Bernhausen. 1939 wurde der Flughafen in Stuttgart fertiggestellt. Er diente seit Beginn des Zweiten Weltkriegs der deutschen Luftwaffe als Stützpunkt. Als am 14. August 1944 die US- amerikanische Luftwaffe den Flugplatz bombardierte, wurde die Start- und Landebahn des Flughafens zerstört. Um den Flughafen wieder vollständig zu reparieren und eine Verbindung zur Autobahn zu bauen, wurden beim Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamt der SS 600 Zwangsarbeiter angefordert. Die SS ließ 600 Männer jüdischer Herkunft aus dem Konzentrationslager Stutthof bei Danzig in das Außenlager transportieren. Der Transport mit diesen Menschen kam am 22. November 1944 per Bahn in Echterdingen an. Da ein großer Teil von ihnen bereits mehrere Jahre in KZs überleben musste, waren sie unterernährt und viele sehr krank. Sie wurden in einem Hangar auf dem Gelände untergebracht, den ein Stacheldrahtzaun und vier Wachttürme absperrten. Sie mussten in einem nahegelegenen Steinbruch Steine für die Reparaturen brechen. Überwacht wurden die Arbeiten von Luftwaffenpersonal des Flughafens. Der SS-Untersturmführer René Romann, der zuvor ein anderes KZ-Außenlager kommandiert hatte, wurde Lagerkommandant.
Mindestens 119 der Häftlinge starben, vor allem an Hunger, Kälte und Krankheiten. 34 von den 119 Ermordeten wurden im Lager selbst vergraben, das Massengrab wurde im September 2015 wiederentdeckt. Einige wurden im Krematorien Esslingen eingeäschert, 66 in einem Massengrab im Bernhäuser Forst verscharrt. Nach dem Ausbruch einer Fleckfieberepidemie im Januar 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die Überlebenden wurden in andere Lager verteilt. Nur 64 der 600 Häftlinge überlebten nachweislich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kümmerten sich die französische und US-amerikanische Militärverwaltung um die Überreste der Lager. So wurden die 66 Toten, die in dem Massengrab im Wald vergraben worden waren, auf den jüdischen Teil des Esslinger Ebershaldenfriedhofs umgebettet, wo ein großer Gedenkstein den Ort kennzeichnet. Das Areal des KZ-Außenlagers auf dem Flughafen wurde Teil des dortigen Militärstützpunktes der US-Luftwaffe. In deren Nachbarschaft wurde am 8. Juni 2010 eine Gedenkstätte eingeweiht.

 

Quellen:

Bernhardt, Eva (Hg.): Das KZ Natzweiler-Struthof in den Vogesen. Und seine Außenlager in Baden, Württemberg und Hohenzollern. Eine Handreichung zum Besuch der Gedenkstätten. Stuttgart 2014, S. 34.
http://www.struthof.fr/de/das-kl-natzweiler/die-geschichte-des-konzentrationslagers/ (letzter Zugriff: 25.04.2021)
http://www.gedenkstaette-echterdingen-bernhausen.de/gesch_FS_2.htm (letzter Zugriff: 26.04.21)

Foto: Die Gedenkstätte am heutigen US-Airfield in Bernhausen-Echterdingen. Linda Kreuzer

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